Geschwisterbeziehungen reichen - ausser für die ältesten Kinder – in die ersten vorsprachlichen Tage der Kindheit zurück und sind die dauerhaftesten Bindungen im Leben eines Menschen: Eltern sterben, Freunde verabschieden sich, Liebesbeziehungen lösen sich auf, aber Geschwister begleiten einen Menschen meistens ein Leben lang, auch wenn die Kontakte auf ein Minimum beschränkt oder gar abgebrochen werden. Gemeinsame Herkunft und Entwicklungsgeschichte bilden ein unauflösbares Band. Unzählige Erlebnisse, Gefühle, Reaktionsmuster und sogar charakterprägende Erfahrungen sind mit Geschwistern verbunden, auch wenn ein erheblicher Teil davon vergessen, verdrängt oder gar verleugnet werden kann.
Geschwisterbeziehungen sind, ebenso wie Eltern-Kind-Beziehungen, grundlegende Primärbeziehungen für jeden Menschen und tragen als wichtige Sozialisationsfaktoren zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Die Erfahrungen unter Geschwistern in der Kindheit bilden die Basis für deren Umgang mit Nähe und Vertrautheit, mit Konkurrenz und Ablehnung, mit Konflikten und Versöhnung. Geschwisterbeziehungen sind das intensivste wie früheste Lernfeld im Umgang mit ambivalenten Gefühlen wie Liebe, Hass, Freude und Trauer. Geschwister erleben in den wichtigen Jahren der Kindheit in unzähligen Interaktionen Loyalität, Hilfsbereitschaft, beschützen und beschützt werden, aber auch Konflikte, Dominanz und Rivalität. Im Erwachsenenalter werden oft frühe Erfahrungen mit Geschwistern auf nahe Personen übertragen.
In dieser Weiterbildung geht es um ein besseres Verständnis für Geschwisterpositionen, Geschwisterrollen und Geschwisterkonstellationen und deren prägende Auswirkungen auf die Entwicklung des Charakters. Es geht darum, nachzuvollziehen, wie sich Bevorzugung, Benachteiligung und Rivalität auf dieEntwicklung eines Kindes auswirken.
Weitere Themen sind:
• Tendenziöse Wahrnehmung
• Eifersucht
• Nischen im Zusammenhang mit Geschwisterrollen
• Kritische Lebensereignisse
• Parentifizierung
• Geschwisterübertragungen im Erwachsenenalter und in Partnerschaften
Die Weiterbildung ist für folgende Zwecke gutgeeignet:
• Persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Geschwisterkonstellation
• Erweiterung von psychologischem Grundwissen für Fachkräfte